
Uns Menschen verbindet die Sprache. Uns wurde die Gabe der Sprachen gegeben, doch die vielen Einzelsprachen führen eher dazu, dass sie uns auseinanderbringen. Fühlt man sich nicht den Menschen näher verbunden, welche man versteht und mit denen man kommunizieren kann? Betrachtet man die Schweiz auf diese Art, kann man durchaus von Grenzen oder sogar einen Graben zwischen den Sprachgrenzen sprechen.Genau dies ist mit dem Röstigraben gemeint: Er zieht eine Grenze. Er wird grösser. Wir Deutschsprachigen sind intuitiv der Meinung, dass wir zuerst “hier” waren. Der Rütlischwur 1291 sei zugleich ein Hinweis auf die deutsche Sprache als Teil des “Anfangs”. Doch dieser Gedanke greift zu kurz, weil die frankophonen Regionen damals nicht zu dem Gebiet der entstehenden Eidgenossenschaft gehörten. Wenn wir nur etwas tiefer gehen, wird dies auch klar: Man muss weiter zurück!
Vor über 2000 Jahren lebten in der heutigen Schweiz die Kelten. Mit dem Eintreffen der Römer wurden die Kelten romanisiert. Die Endungen der Wörter bekamen lateinische Endungen. Vor rund 1500 Jahren begann die Völkerwanderung: Alamannen treffen auf romanische Sprecher. Die Alamannen siedelten sich nach und nach in den Gebieten an, die nach Ende der Völkerwanderung zum deutschsprachigen Gebiet der heutigen Schweiz wurden. So verbreitete sich die deutsche Sprache…Seit Ende dieser Wanderung existiert die Sprachgrenze und so auch unser Röstigraben.
Umso tragischer ist es, dass gewisse deutschsprachige Schweizer die französische Sprache als weniger wichtig einstufen. Durch das Anzweifeln der Wichtigkeit der Sprache verärgern wir die Romandie und schaffen so einen noch grösseren Röstigraben.
Je weiter weg wir vom Röstigraben also in die Ostschweiz gehen, desto geringer ist auch die Bereitschaft, sich auf französische Sprache einzulassen. Wohnt man näher, ist man öfters mit den unterschiedlichen Sprachen konfrontiert. Man öffnet sich neuen Dingen, neuen Sprachen, die einem zu Beginn fremd sind und fängt an, sie als Teil von einem Ganzen zusehen. Französisch ist ein Teil der Schweiz und wir alle sollten dies als Einladung verstehen.
Wir müssen dafür sorgen, dass unser bildhafter Röstigraben sich nicht ausbreitet. Wir müssen anerkennen, dass wir unser Sprachwissen sehr schnell ausdehnen können, nur in dem wir andere Kantone bereisen.
Vielleicht sollten wir den Röstigraben wirklich mit Rösti zuschütten – damit er verschwindet…